Internationale Georg-Lukács-Gesellschaft e.V.

  · Donnerstag, 23. Mai 2024, 19:00 bis 21:00, Helle Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin, Kopenhagener Str. 9, 10437

Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Berlin

100 Jahre Lenin: Lenin bei Lukács und bei Bogdanov

Mit Luise Meier und Rüdiger Dannemann

VIELFALT SOZIALISTISCHEN DENKENS

Für Gerhard Stapelfeldt und nicht wenige andere Linke ist Lenin heute ein (ökonomistischer) marxistischer Dogmatiker, der „nicht nur zum Robespierre der proletarischen Revolution, sondern auch zum Wegbereiter“ Stalins wurde. Wie kommt es dann, dass sich Georg Lukács, dessen Werk „Geschichte und Klassenbewusstsein“ für den Westlichen Marxismus und auch die Kritische Theorie einlussreich wurde, ganz anders als die führenden Köpfe dieser Kritischen Theorie ein Leben lang für Lenin interessiert hat, ihn gar für den bedeutendsten Marxisten des 20. Jahrhunderts hielt?Anlässlich des 100. Todestags sowie der 100-jährigen Wiederkehr von Lukács‘ intellektuellem Porträt des russischen Revolutionärs, das unter dem schlichten Titel „Lenin“ 1924 kurz nach Lenins Tod erschien, lohnt sich der Blick auf das sehr eigenwillige Lenin-Bild des ungarischen Philosophen. Seine kleine Lenin-Studie wurde von August Thalheimer als „überflüssiges Buch“ kritisiert, von Karl Korsch nachdrücklich verteidigt. Im Vortrag geht Rüdiger Dannemann der Frage nach, welche Stärken Lukács an Person und Werk des „Volkstribunen“ und Meisters „revolutionärer Realpolitik“ ausmacht – in den zwanziger Jahren und darüber hinaus bis hin zur erst postum publizierten Demokratisierungsschrift. Das kann ein Beitrag dazu sein, mit Lukács „Lenin neu zu entdecken“ (Michael Brie), aber auch anhand seiner Lenin-Rezeption Lukács‘ eigene philosophische und politische Position genauer zu bestimmen. Luise Meier wird Lenin mit einer anderen großen Figur der damaligen Zeit konfrontieren: Aleksandr Bogdanov. Über hundert Jahre lang wurde der Bolschewist, Arzt, Science-Fiction-Autor, Philosoph, Protokybernetiker und Mitbegründer des Proletkult Alexander Bogdanov vor allem als Gegenspieler Lenins wahrgenommen. Er unterlag als solcher mehrfach in den Kämpfen um die SDAPR bzw. die Bolschewiki und um die Kultur-, Bildungs-, Wissenschafts- und Wirtschaftspolitik der frühen Sowjetunion. Bogdanov wurde nicht nur 1909 auf Lenins Betreiben hin aus der Partei ausgeschlossen und nach 1917 zunehmend isoliert, seine Ideen wurden auch, wo sie von anderen Freunden und Weggefährten Lenins und Bogdanovs aufgegriffen und weiterentwickelt wurden, bekämpft (u.a. von Lunatscharski und Bukharin).

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